Dampfwachsschmelzer

Arbeiten im Herbst, kantonaler Imkertag

Der Herbst ist da und nach der zweiten Sommerbehandlung ist es spätestens jetzt Zeit, die letzten Wintervorbereitungen zu treffen. Nun gilt es, die Völker bestmöglich zu unterstützen, damit sie den Winter gut meistern können. Heute beschäftigen wir uns mit Arbeiten im Herbst, Erkenntnissen aus dem kantonalen Imkertag sowie den königlichen Bienen in Grossbritannien, welche den Verlust der Queen zu beklagen haben.

Der Imker/innen-Herbst

Was also steht für uns Imkerinnen und Imker nach der hoffentlich erfolgreichen 2. Sommerbehandlung noch an? Zwei Wochen nach der 2. Sommerbehandlung haben wir unsere Völker auf Weiselrichtigkeit geprüft, die Futtervorräte und die Volksstärke kontrolliert und die nächsten Arbeitsschritte geplant.


Sinnvollerweise prüft man zunächst den Erfolg der Behandlung durch Messen des Varroa-Totenfalls und kontrolliert das Volk auf Weiselrichtigkeit. Hier haben wir auch die letzte Chance, alte Königinnen zu ersetzen. Hat das Volk weniger als fünf Waben voll Bienen, (ca. 5000 Bienen) so ist es mit anderen Völkern zu vereinen, sonst stehen die Chancen schlecht, dass das Volk den Winter übersteht. Wichtig: Zwei schwache Völker zu vereinen ist meist nicht zielführend und das Volk bleibt schwach oder bestenfalls mittel. Es bietet sich daher an, ein kleines und vitales Volk mit einem stärkeren Volk zu vereinen. Bienenvölker können noch bis Ende Oktober vereinigt werden. Ein eher spätes Vereinen im Herbst hat den Vorteil, dass sich die Bienen ohne spezielle Massnahmen seitens Imkerin oder Imker gegenseitig akzeptieren. Detailliertere Informationen befinden sich auf dem Merkblatt 4.7.1 Völker vereinen.

Das entnommene Wabenmaterial kann nun sehr gut eingeschmolzen werden, da bei den aktuellen Temperaturen die Bienen kaum noch fliegen und die Gefahr von Raub vermindert ist. Wir schmelzen unsere alten Waben mit einem Dampfwachsschmelzer ein. Ins Schmelzgefäss legen wir jeweils ein Gartenvlies aus der Landi, sodass das Wachs gleich geklärt wird. Das Wachs fliesst in ein Schmelzgefäss, welches mit wenig Wasser gefüllt ist, sodass nichts am Gefäss klebt. Wir verwenden dazu grosse Plastikkessel und kleinere Stahlgefässe. Beides kriegt man mit dem Hochdruckreiniger wieder gut sauber.


Wachs mit dem Dampfwachsschmelzer einschmelzen

Falls in den Völkern noch nicht ausreichend Futter vorhanden ist, sollte nochmals eine Schlussfütterung gemacht werden, um die Völker erfolgreich einzuwintern. Hat das Volk jetzt schon nicht besetzte und leere Waben, so kann man diese entfernen, um den Bienen den Wärmehaushalt im Winter zu erleichtern.

Zum Schluss kann man noch beginnen, die Beuten winterfertig zu machen. Man sollte auf genug Luftzirkulation achten, damit keine Staunässe in den Beuten entsteht. Die Fluglöcher kann man nun erweitern, da die Gefahr von Raub nicht mehr akut ist. Bei Magazinen sollte der Boden geöffnet sein, im Schweizerkasten kann der Keil hinten entfernt werden. Damit andere Räuber wie Mäuse es schwerer haben, bietet es sich an, Gitter vor dem Flugloch zu installieren.

Kantonaler Imkertag Luzern

Der Besuch des kantonalen Imkertags am 1. Oktober 2022 in Sempach hat sich für uns auch dieses Jahr sehr gelohnt. Neben dem direkten Austausch mit anderen Imkerinnen und Imkern waren wieder sehr spannende Fachreferate zu hören. Wir möchten hier auf zwei Referate näher eingehen.

Dr. Paul Siefert – Neonikotinoiden

Dr. Paul Siefert arbeitet am Institut für Bienenkunde an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er gab einen spannenden Einblick in seine Forschung bezüglich der Brutpflege der Bienen. Die Verwendung von Neonikotinoiden (Insektiziden) hat einen negativen Einfluss auf die Brutdauer, so Siefert. Die Entwicklungszeit erhöht sich, was dementsprechend dazu führt, dass sich die Varroa länger in den verdeckelten Brutzellen befindet und sich die Individuenzahl im Volk mit der Zeit verringert. Dr. Siefert spricht hier von sogenannten synergetischen Effekten, wobei die Wechselwirkung verschiedener Ereignisse zusammenhängend gewisse Folgen (positiv oder negativ) haben können.

All diese Beobachtungen konnte Dr. Siefert bildlich festhalten, indem er eine eigene Beobachtungsmethode der Brut entwickelt hat. Während die Beobachtung des Verhaltens von Honigbienen Jahrhunderte zurückreicht, existieren Visualisierungen vieler Verhaltensweisen innerhalb des Bienenstocks nur in Form von Strichzeichnungen, die auf die Darstellung bestimmter Schlüsselmomente beschränkt sind. Diese Videos und Bilder von Dr. Paul Siefert sind sehr beeindruckend und wir haben wohl noch nie solche Aufnahmen gesehen. Die gesamte Studie sowie alle hochauflösenden Videos sind hier zu finden: Link zur Studie und den 18 Videos

Weitere Beobachtungen von Paul Siefert:

  • Beim Pflegen der Zellen durch die Bienen werden den Varroamilben nicht nur Beine abgeknabbert, sondern Milben sogar komplett verzehrt.
  • Ebenso konnte die Wachsmotte gut beobachtet werden, wie sie mit ihren von aussen verborgenen Gängen in den Waben leben und sich von wehrlosen Bienenlarven oder Puppen ernähren.

Günter Friedmann – Vitalität der Honigbienen

Der zweite Referent, Günter Friedmann aus Süddeutschland, hat später einen wissenswerten Beitrag zur «Vitalität der Biene», der die Anpassungsfähigkeit unserer fleissigen Bienen im Vordergrund hatte, präsentiert. Friedmann ist Demeter Imker, er arbeitet seit über dreissig Jahren leidenschaftlich gerne mit und an Bienen.

Im Wesentlichen ging es in seinem Referat darum, was Vitalität bedeutet und wie der Imker oder die Imkerin Vitalität im Bienenvolk erkennen und nutzen kann. Unter Vitalität verstehen wir, dass ein Lebewesen, in diesem Fall natürlich unsere Honigbienen unter aktuell herrschenden Umweltbedingungen gedeihen und überleben.

Die Vitalität ist ein hochkomplexes Thema und beschäftigt sich hauptsächlich damit, dass etwas über einen längeren Zeitraum und aus eigener Kraft gedeihen kann. Vitalität entsteht nicht aus dem Nichts heraus. Sie braucht Quellen, aus der sie sich speist. Diese sind im Wesentlichen die Bienen, die Umgebung und die Nahrung, so Friedmann.

Zunächst hat Günter Friedmann die Frage beantwortet, ob die Vitalität der Bienenvölker abgenommen oder hat, ob sich die Umwelteinflüsse verändert haben. Friedmann erläutert klar, dass sich die Umweltbedingungen massiv verändert haben und die Imkerei heute viel schwieriger als vor einigen Jahren ist. Themen wie Drohnenschnitt, Behandlung mit Ameisensäure oder die Anwendung von Oxalsäure gelten heute als normal und eine totale Brutentnahme wird einfach so angewandt. In diesem Zusammenhang spricht Günter Friedmann von einem psychologischen Effekt namens «shifting baseline», daher der Fähigkeit, sich mit neuen Dingen zu arrangieren und diese dann als normal anzuerkennen.

Um Vitalität im Bienenvolk zu erkennen und zu fördern geht Friedmann auf folgende Merkpunkt ein:

  • Königin länger als zwei Jahre im Volk belassen.
  • Volk in derselben Beute belassen.
  • Volk am selben Standort lassen. (keine Wanderimkerei)
  • Völker, welche die Mittelwände schnell ausbauen.
  • Völker, welche eine gute Hofstaatbildung haben, dies zeigt die Verbundenheit zur Königin.
  • Positive und negative Auslese: «Was sich bewährt, wird gefördert!»
  • Es geht nicht um den Erhalt eines einzelnen Volkes, sondern um die Imkerei an sich.
  • Die Futterabnahme ist ein wesentlicher Indikator für die Volksvitalität. Ein Volk, welches stark genug und vital ist, nimmt das Futter schnell an.
  • Die Form, Grösse und Struktur der Weiselzellen verrät viel über die Qualität der darinnen heranwachsenden Königinnen.
  • Nachhaltigkeit + Beständigkeit = Vitalität

Günter Friedmann arbeitet übrigens an einem neuen Praxisbuch, es wird im Frühjahr 2023 erscheinen.

Grossbritannien – königliche Bienen über Tod der Queen informiert

Nachdem die Queen verstorben ist, hat der königliche Imker pflichtgemäss die königlichen Bienenstöcke mit einem Trauerband versehen und die Bienen mündlich über den Tod von Queen Elizabeth II informiert. Dies aufgrund der Angst, die Bienen würden sonst ihre Tätigkeiten einstellen (nach einem alten Aberglauben).

Aus dem Garten…

Die Temperaturen sind bereits stark gesunken und der Herbst ist definitiv da. Dennoch blühen bei uns im Garten noch einige Pflanzen wie Bartblumen, Kapuzinerkresse und Ysop. Die Bartblume und der Ysop sind winterhart und eignen sich optimal für einen insektenfreundlichen Garten.


Veröffentlicht von Claudia Kleinholz in Aktuelles aus der Imkerei, 0 Kommentare